PLAN B

Polittes (Citizens defeated)

In Polittes (Citizens defeated) erforschen Patricia Apergi und ihre Kompanie das „Subjekt der Geschichte“ und wie es innerhalb spezifischer sozio-politischer Prozesse entstanden ist. Auch wenn Patricia selbst durch ihre griechische Herkunft geprägt ist, fließen hier auch andere Gesellschaftskrisen mit ein. Sich selbst befragt die Künstlerin: Wie fühlt es sich an, Bürgerin eines Landes zu sein, das „verliert“? Was ist am schwierigsten zu ertragen: Wut, Angst oder Niederlage? Was ist von größerem Wert: der Kampf oder sein Ergebnis? Kann man aus einer Niederlage als Held hervorgehen? Wer sind die Bürger, die es heute zu loben gilt?

Gemeinsam mt ihrer Kompanie hat sie sich mit Bedeutung und Art und Weise der Trauer, wie sie vom Chor in der antiken griechischen Tragödie ausgedrückt wurde, auseinander gesetzt. Ausgehend von dieser Recherche entwickeln sie eine spezifische Choreografie, die diese Gefühle und Zustände auf die Gegenwart überträgt, auf jene Bürger, die heute Ängste und Niederlagen erleiden müssen. Das gemeinsame Trauern konfrontiert uns mit dem Phänomen des Verlustes. Indem wir den Raum des Verlustes besetzen, meistern wir die Kunst des Trostes und erlangen die Weisheit der kollektiven Erholung und Veränderung.

Unter dem Titel Polittes, mit einer verdrehten Schreibweise, die spielerisch auf „besiegte Bürger“ anspielt, ist Patricias Arbeit von zeitgenössischen Schriftstellern und Historikern, wie Edouard Said, Dimitris Dimitriadis, Edouard Glissant und Kostis Karpozilos inspiriert und möchte die tiefgreifenden Veränderungen im sozialen und politischen Leben, die Verletzung von Bürgerrechten im Zuge der Flüchtlingskrise und den Aufstieg konservativer und anti-minoritärer Politik ansprechen.

Die verschiedenen Lehren, die uns das griechische Drama mit ihren Mythen vererbte, werden mittels einer zeitgenössischen politischen Poetik neu konfiguriert; eine Poetik, die Bedürfnisse und Nöte aufkommender Gesellschaften erkennen möchte, in denen Klassensysteme verschoben werden, sich geschlechtsspezifische Identitäten verschieben und Einzigartigkeiten unter schweren psychologischen und körperlichen Belastungen nachgeben.

In diesen noch zu identifizierenden Gesellschaften hören die Weltbürger die letzten Klänge des Vertrauten und lernen, die organische, befruchtende Präsenz des Chaos zu akzeptieren. Sie werden mit einer dringenden Forderung konfrontiert: neue Klänge, neue Bilder und neue Sprachen zu erfinden, um die kommende Realität zu beschreiben.

 

Dauer: 60 min.

 

Eine Produktion der Aerites Dance Company. Die Arbeit wurde vom griechischen Ministerium für Kultur & Sport gefördert.