PLAN B

DRAMA

In DRAMA erkundet eine Gruppe unermüdlich die Möglichkeiten und Grenzen des Bühnenraumes in unserer heutigen postpandemischen Zeit.

Auf einer realen Theaterbühne scheint immer noch das am sichersten zu funktionieren, was das Publikum bereits kennt. Shakespeare? Sophokles? Schon wieder? Mit Anzügen? Die Performer:innen hinterfragen und untersuchen verschiedene Genres, die sie zu einer Nachbildung der Theatergattung „La Revista Argentina“ verschmelzen: eine Mischung aus Kabarett und Revue mit französischem Glamour, eingängiger spanischsprachiger Musik, dem Humor italienischer Einwanderer, vielen Federn, großen Musiknummern und berühmten Comedians. „La Revista Argentina“ entstand in der Zeit der Weimarer Republik, zeitgleich präsentierte Buster Keaton Das verwunschene Haus, wo Kriminelle und schlechte Schauspieler aus einem mittelmäßigen Faust zufällig aufeinandertreffen.

Die  Figuren in DRAMA schwanken zwischen einem anthropologischen Bedürfnis, die Popkultur zu zerstückeln, um den Spannungsbogen zwischen „hoher“ und „niederer“ Kunst und der Ausdauer der Glamourtänzer*innen der argentinischen Revue der 20er Jahre zu finden. Sie wechseln ständig die Schauplätze: von Shakespeare zu den Soap Operas unserer heutigen Zeit, zu Musicals wie Fame und vergangenen Revues. Sie entwerfen einen Kosmos der großen Gefühle, der Illusionen und der Künstlichkeit. Die vergangene Revue: menschliche Dramen in einer künstlichen Welt, in der kein Schmerz gezeigt wird, keine Anstrengung. Die Vedettes setzten ihr mechanisches Lächeln auf, der Vorhang öffnete sich und sie gingen auf die Bühne. Die Atmosphäre gewinnt mit der Musik von Robert Lippok eine weitere Dimension hinzu, die den Musikreferenzen von Pop-Songs gegenübersteht.

Die Performer:innen konkurrieren mit der erschöpften Aufmerksamkeitsspanne eines Publikums in der Ära von Clickbait. Wie kann man mit dem ständigen Spektakel konkurrieren, das Politik und Nachrichten, gefälscht oder echt, bieten? Das Drama findet nicht mehr nur im Theater statt, es ist überall. Joseph Campbells Wiedergutmachung mit dem Vater ist die Wurzel und Wiederholung endloser Heldengeschichten patriarchaler Natur, aber sind diese Heldenreisen gar eine Reflexion des männlichen Regisseurs mit einem Vaterkomplex?

 

Premiere am 19. Januar 2023 an der Volksbühne Berlin (DE).