PLAN B

Cie Olivier Dubois (FR)

In drei Sätzen – „Parade“, „Episodes“ und „Catharsis“ – entwirft Olivier Dubois ein großes Bild der Menschheit, von dem er selbst sagt, es sei mehr „Welterfahrung als Choreografie“. Die einfache Tatsache, Mensch zu sein, macht die Menschheit nicht aus. Das ist die Tragödie unserer Existenz. Denn nur durch Körper, durch die irdische Spannung, die aus den gemeinsamen Schritten entsteht und nur durch unser bewusstes und freiwilliges Engagement wird diese Menschheit entstehen. Zur minutiös komponierten Musik von François Caffenne durchlaufen 18 TänzerInnen eine streng formale Choreografie und steigern sich dabei langsam zum bacchantischen Taumel. Ihre nackten Körper stellen diesen in seiner ursprünglichsten Form dar, befreit von seinem geschichtlichen, sozialen und psychologischen Überbau. So wird in der Nacktheit die Menschlichkeit bloßgelegt. Das unaufhörliche Kommen und Gehen der Tänzerinnen und Tänzer, ihre Körper, die hinfallen, aufstehen, angetrieben von einer immerwährenden Bewegung, münden in einem Bild der Gemeinsamkeit. Wie in Révolution erzeugt Olivier eine offensichtliche, obsessive und hypnotische Performance, in der die neun Frauen und neun Männer in einem Lidschlag verschmelzen und entschwinden. Die Reibung bei ihrem Aufeinandertreffen erzeugt einen Donnerschlag. Eine Lücke öffnet sich und wir können einen Blick auf eine kostbare Transzendenz der menschlichen Gemeinschaft in diesem irdischen Tumult erhaschen.

„Tragédie is like a man’s footstep, moving toward awareness.

-Olivier Dubois

Dauer: 90 min

Eine Produktion von COD. In Koproduktion mit Festival d’Avignon, L’Apostrophe scène nationale de Cergy-Pontoise et du Val d’Oise, CENTQUATRE-Paris, La Rose des vents scène nationale Lille Métropole, Mâcon scène nationale, Ballets de Monte Carlo, Malandain Ballet Biarritz und Le Prisme, Saint-Quentin-en-Yvelines. Mit Unterstützung des französischen Ministeriums für Kultur und Kommunikation, des Institut français, der Kommune Ile-de-France, des Conseil Général du Val d’Oise, SPEDIDAM help und Le Prisme, Saint-Quentin-en-Yvelines. Olivier Dubois ist assoziierter Künstler im CENTQUATRE-Paris.

Konzept und Choreographie
Olivier Doubis

Künstlerische Assistenz
Cyril Accorsi

Musik
François Caffenne

Licht Design
Patrick Riou

Bühne
François Michaudel

Lichttechnik
Emmanuel Gary

Von und mit
Benjamin Bertrand, Arnaud Boursain, Marie-Laure Caradec, Sylvain Decloitre, Marianne Descamps, Virginie Garcia, Karine Girard, Carole Gomes, Inés Hernández, Isabelle Kürzi, Sébastien Ledig, Filipe Lourenço, Thierry Micouin, Jorge More Calderon, Loren Palmer, Rafael Pardillo, Sébastien Perrault und Sandra Savin

Olivier Dubois definiert sich lieber als Autor statt als Choreograf, da er sich nicht als Bewegungsforscher versteht. Die Intensität der Geste und die Kraft des Engagements auf der Bühne sind jedoch auffällige Elemente in seinen Kreationen. Er betrachtet Körper und Erbe als Werkzeuge des Aufrüttelns und hinterfragt, was seiner Meinung nach die Menschheit des Menschen ausmacht: die Fähigkeit, aufzustehen, zu protestieren, zu widerstehen.

Olivier gab sein Debüt als professioneller Tänzer im Alter von 23 Jahren und wurde 2011 vom Dance Europe Magazine zu einem der 25 besten Tänzer der Welt gewählt. Als Performer zeigte er bereits seine erstaunliche Ausdauer und Waghalsigkeit in Stücken von Angelin Preljocaj und Jan Fabre. Daneben wirkte er in zahlreichen Stücken renommierter Choreographen und Regisseure wie Laura Simi, Karine Saporta, Charles Cré-Ange, Cirque du Soleil, Dominique Boivin und Sasha Waltz mit.

Ab 1999 begann er eigene Stücke zu erarbeiten und gründete 2007 seine eigene Kompanie (Compagnie Olivier Dubois (COD)) für seine choreografischen Experimente. 2006 und 2007 präsentierte er im Rahmend des zweiteiligen Projekts BDanse En Sourdine und Peter Pan. 2008 kreierte er das Stück Faune(s) für das Festival d’Avignon (inspiriert von Nijinksys Lʻaprès-midi d’un faune) und gewann im selben Jahr den Prix Jardin d’Europe, der damals zum ersten Mal vergeben wurde. Im Jahr 2009 erhielt die mehrmonatige Ausstellung L’interprète dévisagé von Dubois im Centre National de la Danse große Aufmerksamkeit. Anschließend wurde er beauftragt ein Stück für das Monte-Carlo Ballet zu entwickeln. So entstand Spectre, das 2010 uraufgeführt wurde. Im selben Jahr entwickelte er ein weiteres Stück für die Tanzbiennale in Lyon: L’homme de l’Atlantique ist ein Duett zur Musik von Frank Sinatra.

In 2009 entwickelte er für die Oper von Lille, Nantes und Limoges unter der Leitung von Bérangère Jannelle eine Choreografie zu Offenbachs La Périchole. Im selben Jahr begann er mit seiner Trilogie Étude critique pour un trompe l’oeil. Das erste Stück, Révolution, feierte in der Menagerie de Verre in Paris Premiere, und das zweite Stück, ein Solo mit dem Titel Rouge, wurde im Dezember 2011 uraufgeführt. Der letzte Teil, Tragédie, war 2012 beim Festival d’Avignon, das erste Mal zu sehen. Im Jahr 2011 leitete Olivier eine Gruppe von 120 nicht-professionellen Tänzern in einem Stück mit dem Titel Envers et face à tous im Le Prisme in Élancourt an. Olivier kreierte Élégie für das Ballet National de Marseille im Rahmen des Festivals der Kulturhauptstadt Europas von Marseille 2013. Bei den Danza & Danza Awards 2013 wurde er für die Stücke Tragédie und Élégie als bester Choreograf ausgezeichnet. Seine Produktion Souls, mit sechs Tänzern aus verschiedenen afrikanischen Nationen, wurde 2013 nach Proben in Kairo und Dakar uraufgeführt. Im Jahr 2015 entstand Mon Élue noire Sacre#2, ein Solo für Germaine Acogny, für das sie den Bessie Award 2018 erhielt, und ein neues Solo mit dem Titel Les Mémoires d’un seigneur. Das Stück Auguri mit 24 Tänzern entstand 2016 in Hamburg. 2017 folgte De l’origine, eine Choreografie für ein Duett, die für das Royal Ballet Schweden entwickelt wurde. Im selben Jahr entstand auch seine erste Arbeit für junges Publikum mit 3 Performern, 7 x Rien, welches die sieben Todsünden verhandelt. Im Oktober 2017 nahm er die Herausforderung an, 300 Amateure während der Nuit Blanche in Paris unter der Kuppel von Canopée des Halles tanzen zu lassen.

Olivier Dubois unterrichtete und leitete auch bereits zahlreiche Workshops bei einigen internationalen Kompanien und Tanzakademien, u.a. an der Staatsoper in Wien, der Athens National School, der Oper in Kairo, bei Troubleyn/ Jan Fabre und beim Ballet Preljocaj. Von 2014 bis 2018 war Olivier Leiter des Centre Chorégraphique National de Roubaix Nord-Pas de Calais.

Momentan bereitet Olivier drei neue Produktionen vor, die zwischen 2018-2020 uraufgeführt werden sollen.

Tragédie